Sonnora, die 3.

Published by

on

Das Restaurant Sonnora befindet sich nur 15 km vom schanz. restaurant. entfernt. Da liegt es natürlich nahe dem Drei-Sterne-Restaurant ebenfalls einen Besuch abzustatten. Das Waldhotel Sonnora liegt am Rand des Eifeldörfchens Dreis umgeben von Wiesen und Wäldern. Das Restaurant wird besonders von seinen Stammgästen, sowie von Feinschmeckern aus aller Welt geschätzt.

Seit Anfang 2021 führen Clemens Rambichler und seine Frau Magdalena das kulinarische Erbe von Ulrike und Helmut Thieltges weiter. Rambichler, ehemals Chefkoch unter Thieltges, hat viele Sonnora-Klassiker verfeinert und seine eigene Handschrift gefunden. Ein Online-Reservierungstool gibt es nicht, die Inhaber bevorzugen den persönlichen Kontakt per Telefon oder E-Mail.


Der Speisesaal strahlt noble Eleganz aus. Die Tische sind schlicht eingedeckt, nichts soll den Gast ablenken oder überfordern. Die meisten Tische stehen weit genug auseinander, was der Privatsphäre gut tut. Das Sonnora ist an diesem Freitagnachmittag voll belegt.

Auf der Speisekarte steht das siebengängige Menü „Sonnora“, sowie einige Klassiker à la carte. Das Menü zu 329 Euro hat mir bereits im Vorfeld zugesagt, wobei ich einen Gang vorbestellt habe. Drei optionale Gänge kommen zum Menü dazu.


Als Aperitif gibt es ein Tonic Water, zubereitet mit Gurke, Minze und Limette. Frisch zubereitet, schmeckt das sehr erfrischend.



Die Ouvertüre besteht aus Fingerfood, Snacks und Amuse Bouche, die zum Start des Menüs ein kulinarisches Ausrufezeichen setzen. Intensive Aromen, die dennoch leicht bekömmlich sind. 9,5/10.

Tartelette von marinierten Crevette-Rosé mit grünem Apfel, Koriander, Meerrettich und Limette.


Schottischer „Label Rouge“ Lachs mit Lavendel, Muskatnuss, rohem Kürbis und steirischem Kernöl.


Auster Gillardeau Nr. 2 und N25 Kaluga Kaviar, aromatisiert mit Gartengurke und Chardonnay-Essig.


Salat vom Bretonischen Taschenkrebs und gelierter Krustentier-Essenz mit marinierten Algen, wilder Grapefruit und Wasabi.


Kleiner Eierstich mit Eifler Bachforelle, bretonische Algen und Zitrusaromen.


Die Brotauswahl zählt zum Besten was man in deutschen Sternerestaurants bekommen kann. Ich nehme eine Scheibe vom knusprigen Landbrot, ein fluffiges Brioche und eine herzhafte Olivenschnecke. Dazu wird eine leicht gesalzene Butter serviert. Alles in bester Qualität. 9,5/10


Die Kleine Torte vom Rinderfilet-Tatar mit N25 Caviar „Selection Sonnora” auf knusprigem Kartoffelrösti (optional 78 €) steht seit 1987 ununterbrochen auf der Karte. Nicht umsonst ist das der Klassiker im Sonnora. Auf einem warmen, luftig knusprigen Kartoffelrösti liegt ein leicht kühles Rinder-Tatar, darüber eine dünne Schicht Crème Fraîche und oben auf Kaviar. Das Zusammenspiel von Würzung, Texturen und Geschmack ist Kulinarik in höchster Vollendung. 10/10


Die Jakobsmuschel aus Dieppe in der Normandie wird in zwei Gängen serviert, kalt und warm. Zuerst Scheiben von Jakobsmuschel und Gänseleber, zubereitet mit roh marinierter Pflaume, Limonen-Marinade und Haselnussöl. Die Produktqualität ist herausragend – kein bisschen faserig oder trocken, wie ich es schon in manchem Sternerestaurant erlebt habe. Dieses Exemplar schmeckt nussig, leicht süß mit einer leicht jodigen Geschmacksnote. 

Der zweite Gang von der St. Jakobsmuschel „Façon Rossini“ mit gebratener Gänseleber, Perigord Trüffel und Yuzu aus Tokushima ist nicht weniger sensationell. Der schwarze Trüffel duftet zwar nicht so verführerisch wie der weiße Trüffel, dafür ist er wesentlich intensiver im Geschmack. Das ist Weltklasse-Niveau. 10/10


Clemens Rambichler profitiert von der Nähe zu Frankreich und Luxemburg, und somit hat er einige der besten Lieferanten in unmittelbarer Nähe. Das erkennt man auch beim nächsten Gang Hummer aus Saint Malo. Das Krustentier ist von herausragender Qualität, präzise auf dem Punkt zubereitet, nussig vom Geschmack und der Krustentierjus mit Lauchöl schmeckt nach reichlich Umami. Der Hummer wird von knackig frischen Saubohnen, Endivie, eingelegte Birne und geschmorten Chicoree begleitet. Auch wenn ich das Gericht bereits vom letzten Besuch kenne, ist das wieder ein Highlight. Maritimes Soulfood wie man es nicht besser machen kann. 10/10


Als nächster Gang wird der Steinbutt aus der Vendée serviert. Dieses klassische Fischgericht variiert Rambichler immer wieder aufs Neue. Der Duft ist so intensiv, dass ich mich gerade wie im Schlaraffenland fühle. Die Tranche ist von perfekter Konsistenz und liegt auf einer Sauce von gegrilltem Lauch und Beurre Noisette. Begleiter sind belgische Flusskrebse, Feldsalat, Lardo und Walnüsse. Die Balance von süßen und Aromen ist vortrefflich gelungen. Erneut ein herausragendes Gericht. 10/10


Limousin-Lamm und Kagoshima-Wagyu durfte ich bereits im Sonnora ausprobieren. Anstatt Challans Ente, wie im Menü aufgeführt, habe ich vorab die Wachtel aus den Vogesen vorbestellt. Das Geflügel ist auf den Punkt gegart. Die Wachtel, in Form von zwei Bruststücken und knusprigen Keulen, wird von einer gebratenen Gänseleber, Périgord-Trüffel, Frühlings-Morcheln, weißen Spargel und einem Kartoffelpüree begleitet. Die Jus ist auf Geflügelbasis zubereitet und mit etwas Sherry verfeinert, dazu gibt es noch eine helle Sauce mit Vin Jeaune und Morcheln. Das alles zusammen ergibt ein feines Zusammenspiel von leichter Süße, Nussigkeit und Texturen von samig bis knusprig. Das sind unvergleichliche Geschmackswelten. 9,5/10


Niels Dücker ist sowohl Sous Chef als auch Pâtissier. Seine Desserts zeichnen sich durch außergewöhnliche Kompositionen aus – klassische Pâtisserie mit einer zeitgemäßen Leichtigkeit. Dafür wurde Dücker vom Gourmetmagazin Der Feinschmecker zum „Pâtissier des Jahres 2023“ ausgezeichnet.

Als Pre-Dessert gibt es eine in der Schale geeiste Monreal-Clementine mit einem Sorbet von Thaibasilikum, darüber ein Baiser verfeinert mit Madagaskar-Pfeffer und Zitronen-Thymian. Hier gefällt die ausgewogene Balance von Süße und Säure. 9,5/10


Das erste Hauptdessert besteht aus einem geschmorten Apfel und knusprigen Blätterteig mit einer Creme von Mandel und Tonkabohne, dazu gibt es noch ein warmes Salzbutter-Karamell und ein Bratapfel-Rahmeis das mit altem Calvados parfümiert wurde. Es schmeckt hervorragend, und ist auch nicht so üppig, wie es auf dem ersten Blick aussieht. Die verschiedenen Texturen von cremig bis knusprig sorgen für die nötige Spannung. 9/10


Das zweite Dessert ist ein Sorbet „Fromage Blanc“ auf einem Kompott von gelierten Zitrusfrüchten (optional 39 €). Dazu gibt es noch ein marmoriertes Joghurt-Zitronen-Sorbet. Das Soufflé ist fluffig und auch nicht zu süß. Auch hier ist Süße und Säure perfekt ausbalanciert. Ein wunderbares klassisches Dessert. 9/10


Zum Abschluss gibt es noch den französischen Klassiker Baba au Rhum „Cadenhead’s 20 y“ mit gegrillter, marinierter Ananas aus Martinique und Crème-Eis von Tahiti-Vanille (optional 32 €) ein. Ich kenne dieses grandiose Dessert vom letzten Besuch – keine Frage, ich muss das unbedingt wieder bestellen. Das Vanilleeis ist geschmacklich sensationell, ebenso die Creme Chantilly. Alles zusammen Weltklasse. 10/10


Eine Vielzahl von verführerisch aussehenden Petit Fours beschließt dieses herausragende Menü. 9/10

Topfenknödel mit Marille
Himbeermousse-Schnitte mit marinierter Himbeere
Obst-Tartelette mit Kokos
Zitronen-Tartelette mit Baiser
Gebackene Schokoladen Beignet
Geeister Kaffee Arabica
Biskuittörtchen Opéra


Fazit: Auch beim dritten Besuch hat Clemens Rambichler wieder wunderbare Gerichte kreiert. In jedem Gang sah man das herausragende Handwerk mit intensiven und klaren Aromen. Rambichler erfindet die klassisch französische Küche nicht neu, präsentiert sie aber unglaublich leicht und zeitgemäß. Magdalena Rambichler, Restaurantleiter Maik Treis und weitere Servicekräfte agierten mit professioneller Lockerheit, überaus freundlich und kompetent. Mein Urteil ist eindeutig: Wenn man die französische Klassik liebt, dann führt kein Weg am Restaurant Sonnora vorbei. Feiner kann man in Deutschland derzeit nirgendwo essen.

Speisen: 10/10
Service: 10/10
Ambiente: 9/10



Sonnora
Auf dem Eichelfeld 1
54518 Dreis

Website: Sonnora


Restaurantbesuch: 15. März 2024

Previous Post
Next Post