Esplanade

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Von Rüssels Landhaus in Neurath ist es gut eine Stunde mit dem Auto bis nach Saarbrücken. Es ist der erste Besuch im Restaurant Esplanade. Das Zwei-Sterne-Restaurant liegt im Szeneviertel Nauswieser, wo sich viele Gründerzeitbauten, Kneipen, Restaurants und Boutiquen befinden. Silio Del Fabro, war zuvor bei Heinz Winkler, Helmut Thieltges und Klaus Erfort tätig, bevor er Küchenchef im Esplanade wurde. 2018 gab es den ersten Michelin-Stern, 2021 kam der zweite Stern hinzu. Seine Kulinarik beschreibt er als französische Haute Cuisine mit mediterranen Einflüssen. 

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Küchenphilosophie. Lokal angebaute und frisch geerntete Produkte beziehen sie direkt vom Stadtbauernhof Saarbrücken. Das Konzept besteht darin, das Ernteanteile an Mitglieder verkauft werden, die dann jede Woche ein bestimmtes Kontingent der Ernte abholen können. Auch das Esplanade ist Mitglied und bezieht Gemüse und Obst vom Stadtbauernhof.


Der kleine Speisesaal ist zeitlos eingerichtet, grüne und rote Stühle setzen farbige Akzente. Die Speisekarte bietet mittags ein zweigängiges „Plat du Jour“ Menü, außerdem das Signature Menu in fünf-, sechs- oder acht Gängen. Und wer da nichts findet, wird wohl unter der reichen Auswahl à la carte etwas finden. 


Gillardeau Auster
Grüner Apfel, Chanponzu-Marinade

Rote Bete Taco
Semifredo vom grieschischem Joghurt, Räucherforelle, Meerrettich

Pani Puri
Kalbstatar, Schalottencrème, Liebstöckelstaub, Sojakaviar

Brikteig Cornetto
Thunfischtatar, Thunfischcrème, gebackene Kapern


Das Fingerfood ist qualitativ und handwerklich sehr gut gearbeitet – sie schmecken intensiv, frisch und würzig. 8/10


Zur hausgemachten Brotauswahl gibt es klassische Salzbutter, Senfbutter mit Petersilienöl, Butter von Tomate und Paprika, sowie Olivenöl mit Fleur de Sel. Das macht Eindruck, ist aber fast schon des Guten zu viel. 8/10


Ein Gedicht ist das Amuse Bouche – ein Kartoffel-Heu-Espuma mit Guanciale, Trüffelflan und Trüffelschaum. Leicht und erdig im Geschmack. Das würde auch in einem Drei-Sterne-Restaurant gut aussehen und Kandidat für die „Die Top-Gerichte 2024“. 9/10


Der erste Gang ist das Gebackene Ei „Imperial“ (77 €). Das Ei versteckt sich unter ein knusprig frittierten Panade. Auf dem Ei liegt eine Nocke N25 Kaluga Hybrid Kaviar, unter dem Ei liegt eine mit Crème Fraîche zubereitete Kartoffel-Mousseline. Das alles schmeckt klar und intensiv. 8/10


Noch besser gefallen die Langoustines „Royales“ (69 €). Diese wurden kurz angeflämmt, außerdem liegen sie als Tatar versteckt unter Tomatenhaut. Confierte Gurkenstücke und Quinoa setzen feine Kontraste. Am Tisch wird die Tomatennage von weißen Tomaten noch mit Petersilienöl angegossen. Ein leichter Gang mit fein ausbalancierter Aromatik. 8,5/10


Als Hauptgang gibt es Tourte vom Kalbsfilet (66 €) im Blätterteigmantel auf einem Trüffeljus. Die Füllung besteht unter anderem aus einem Kalbsfilet, Kalbsleberflan, Kalbsbriesröschen, Spitzkohl Julienne, Selleriepüree, Duxelle, Kerbel. Ein deftiges französisches Gericht, das mit intensiven Geschmacksnoten aufwartet und wunderbar schmeckt. Dennoch finde ich, die Tourte ist für eine Person fast schon zu viel. 8/10


Die Perle vom Apfel von Granny Smith und Ingwer (24 €) von Pâtissier Matthias Spurk überzeugt mit einer präzisen und geschmackvollen Kreation. Die Inspiration von seinem ehemaligen Lehrmeister Pierre Lingelser, ehemals Schwarzwaldstube, ist deutlich zu erkennen. Optisch sehr schön aufgebaut, ist die mit Apfelsud übergossene Zuckerhülle für mein Empfinden viel zu süß. 7/10


Trüffelpralinen mit Himbeere und Karamell
Marschmallow mit Sauerkirsche
Cannelé Bordelais
Opéra-Schnitte
Matchatee-Madeleine
Pâte de fruit mit Guave & Mango
Himbeerpraline gefüllt mit Karamell
Macaron mit Schokolade und Karotte

Die Petit Fours sind gut gemacht, hinterlassen aber keinen nachhaltigen Eindruck. 7,5/10


Fazit: Silio Del Fabro legt großen Wert auf Genuss, seine Gerichte sind sehr schmackhaft zubereitet und verwirren den Gast auch nicht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist außerordentlich gut, wo sonst bekommt man ein Zwei-Sterne-Dessert für 24 Euro? Restaurantleiter und Sommelier Jérôme Pouchère führte charmant und kompetent durch den Nachmittag.

Speisen: 8/10
Service: 9,5/10
Ambiente: 7,5/10


Esplanade
Nauwieserstraße 5
66111 Saarbrücken

Website: Esplanade


Restaurantbesuch: 16. März 2024